Der aufmerksam verweilende Geist wird im Anblick eines Beetes, eines Gartens, eines Waldes oder eines ganzen Landschaftsbildes die rhythmisch, zyklischen, zirkulierenden aber doch unbestimmten Gesetze des Lebens vollkommen offenbart bekommen.
Im unaufhaltsamen Werden und Vergehen des Kreislaufes der Natur, im Wachsen, Blühen, Befruchten, Fruchten, Absterben und Sterben kann man für einen winzigen Augenblick die Welt anhalten und alle Zyklen des Lebens in einem kurzen achtsamen Moment erleben, erblicken, riechen, fühlen und hören. So dringen langsam und stetig die Triebe der Blätter und Blüten aus der uralten Wildkirsche, um Nahrung und Lebenskraft für die ersten Mauerbienen, Hummeln und jungen Insekten zu liefern, die dann in Ihrer, unserer Meinung nach, beschränkten kurzen Lebenszeit, viele weitere Blüten befruchten, die kostbare Nahrung für viele Lebewesen liefert, um dann, nachdem für den Nachwuchs im nächsten Zyklus gesorgt ist, zu vergehen. Selbst das Vergehen an sich bereitet den Tisch für viele Bewohner des Bodens, die daraus wertvolle Lebensenergie beziehen, um selber wieder Nahrung im Kreislauf des Lebens bereit zu stellen. Nebenan fallen bereits die ersten trockenen, verwelkten noch in verblasstem Rosa erscheinenden, sterbenden Blüten, die Ihre Aufgabe über eine intensive Phase des kraftvollen Blühens erfüllt haben, der jungen japanischen Kirsche, schwebend im Hauch des zarten Frühlingswindes, auf das langsam spritzende zarte Gras und liefern wiederum die Nährstoffe für weiteres Leben. In der Unendlichkeit dieses intensiven Moments, der bestimmt ist auf das Einlassen auf das Wesentliche des Seins, offenbart sich der energievolle und unveränderliche Urgrund aller sich stets weiterbewegenden und sich verändernden Daseinsformen. Mit dem kurzen intensiven Moment der Befruchtung sind alle so gezeugten Lebewesen unaufhaltsam Sterbende. Der bestimmte, aber doch zeitlich unbestimmte Zeitpunkt des Endes der Erscheinungsform sollte keinen erschreckenden, beängstigenden Schlusspunkt bedeuten, sondern kann, je nach Gefühl des Betrachters, als Höhepunkt des Erlebens und Lebens, als farbenprächtige, kunstvolle Wende des Seins, oder als der Übergang des energetischen Zustandes in eine neue Daseinsform, gesehen werden. Das Annähern an die Vergänglichkeit, des Seins aller existierender Daseinsformen und dem damit verbundenen immer wiederkehrenden Fluss von Energie, kann die Freude an einem achtsamen, respektvollem und würdevollem Leben wachsen lassen und uns mit offenem, friedvollem und demütigen Herzen durch unsere Zeit gehen lassen. Bislich 05.03.2021
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AutorOlaf Jansen - Hampi Paco und Inspirator der neuen Zeit. Archiv
Februar 2025
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